Seit kurzem hat sich mein Umgang mit Bier grundlegend verändert. Seitdem man mir nämlich sehr ausführlich, vor allem aber ungefragt erklärt hat, dass zum richtigen Biergenuss – ja, die Leute nennen es mittlerweile Genuss und schleimen sich etwas ekelerregend bei der gehobenen Welt der Kulinarik ein – seitdem man mir also weisgemacht hat, dass ich beim Bierkauf und -verzehr auf das Mindesthaltbarkeitsdatum achten soll, dass es sich gar nicht mehr wirklich lohne, ein Bier zu kaufen, geschweige denn zu trinken, bei dem das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten sei – weil ja spätestens dann alles kippt, die Hopfennoten nicht mehr ursprünglich genug, die Hefearomen uneigentlich und der Malzkörper unnatürlich mastig geworden sei – seitdem ist mein Leben eine ständige Aufholjagd, ein niemals endendes Wettrennen gegen das Ablaufdatum der Biere in meinem Kühlschrank. Seitdem ich weiß, dass das IPA im Kühlregal des Supermarktes seinem Ende entgegeneilt, bin ich sichtlich bemüht, das Meinige zu tun und dem unausweichlichen, elenden Verfall des Biers mit großer Tatkraft und unstillbarem, ungezügeltem Durst zuvorzukommen.
[text: dd / foto: sm]
Der Text erschien neben anderen im Bier-Brevier „Unser täglich Bier gib uns heute: Das Bierwort für den Tag“ (tredition, 2020). Es ist das beste Buch seit Horst Hrubeschs „Dorschangeln vom Boot und an den Küsten“. Für jeden Kalendertag hält es einen schönen Biertext bereit. 31 Autor:innen haben mitgeschrieben. Weitere Informationen dazu gibts hier – bestellt werden kann es beim Buchhandel oder direkt beim Verlag: Zur Verlags-Website
Für die, die es ganz eilig brauchen: Jeff Bezos hat auch ein paar Exemplare gebunkert, will sie aber doch jetzt wieder schnell loswerden. Er trinkt lieber Wein, meint er.
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