Früher, wenn ich mit meinem Vater zum Dorffußball bin, waren mir diese Männchen da auf dem Feld immer zu lasch. Das ganze aufgesetzte Geheul und die übertriebene Schauspielerei, das wie ganz großes Kino wirken sollte. Die hysterischen Schreie, wenn jemand zu Boden ging, hallen noch immer irgendwo in meinem Kopf nach. Was aber den Dorffußball wirklich besonders und einzigartig macht, ihn vielleicht auch vom Großstadtfußball unterscheidet, sind diese seltsamen Zuschauer neben dem Platz. Menschen, die kaum etwas anderes machen, als in rauen Mengen Bier zu trinken. Und die sich wie verrückt über alles aufregen was da auf dem Feld passiert, oder eben auch nicht passiert. Nennen wir sie echte Originale, die gerne einen zechen, geradlinig und aufrichtig sich einen reinbügeln. Nicht angeberisch. Ohne aufgedonnerten Kram: sich schlicht, solide, schön, gut und richtig besohlen – auf der Hinterbühne, die die Seifenoper Fußball bietet. Und das alles in einen Humor getränkt, der einem nur beim Picheln kommen kann.
Bier, mal sanft und geschmeidig dosiert, meistens aber eher in rauen Mengen, ist seit diesen Jahren des Dorffußballs mein steter Begleiter gewesen. Irgendwann kam dann auch noch Eishockey hinzu. Bis dahin dauerte es aber noch ein wenig. Und dann verlor ich ihn auch noch einmal, fand ihn später aber wieder. Entdecken – verlustig gehen – fast vergessen und dann doch wieder, eher unvermittelt, darauf stoßen. Das war mein Rhythmus mit dem Hockey. Das ist wie mit einer guten, bekannten Ecke in Amsterdam. Man kommt, auch wenn sie zwischendurch manchmal unauffindbar erscheint, doch auf unbestimmten Wegen eher zufällig und deshalb umso freudiger wieder zu ihr zurück. Und meist auch ein wenig gieriger, wenn die Kneipe zu ebenjener verlorenen Ecke passt.
Warum ich Eishockey liebe? Es ist der Ort, an dem nicht geheult wird, sondern reingehauen. Dort, wo Zähne kurzerhand und ohne viel Federlesens zu machen noch auf dem Spielfeld gezogen werden, dort, wo jede Keilerei und jeder Tropfen Bier heilig ist, als ob sie einem die liebsten Menschen wären.
SCHLUCKEPUCK setzt dort, irgendwo zwischen diesen Geschichten und Orten, an. Dort, wo sich manche nicht mal im Traum hinwagen, dort wo wirklich geklotzt wird und sich Leben mit wilden Gedanken paart und etwas entstehen lässt, das jedem die Schuhe auszieht. Oder auch abhauen lässt. In der Regel hauen nur die Rebenschlucker ab. Der Biertyp bleibt, und er überlebt immer, tritt immer wieder neu auf die Bühne, weil er sich den Kopf andauernd von innen frisch tapeziert und neu einrichtet.
[text: sm / foto: mr, ck]